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Aspergillus clavatus (Desmazières J.B.H.J 1834)
28.9.2022

Schimmelpilz des Monats September

Aspergillus clavatus (Desmazières J.B.H.J 1834)

Aspergillus clavatus ist eine weltweit verbreitete Schimmelpilzart und kommt üblicherweise auf verrottenden organischen Abfällen, sowie im Boden und auf Dung vor. Im Innenraum spielt die Art eine vergleichsweise geringe Rolle. Aufgrund der geringen Wasseraktivität kann Aspergillus clavatus auch auf trockenen Substraten vorkommen und zählt daher zu den xerophilen Schimmelpilzen (Food and Indoor Fungi Sek. Ed.). Interessanterweise ist Aspergillus clavatus alkali-tolerant und kann somit auch auf basischen Substraten wachsen. Die im Innenraum häufig verwendeten basischen Baumaterialien haben somit nur bedingt eine präventive Wirkung auf Aspergillus clavatus. Mutmaßlich beeinflusst Aspergillus clavatus den pH-Wert seiner Umgebung durch die Absonderung von sauren Substanzen (Anzucht auf CREA-Nährböden; Food and Indoor Fungi sec.ed.).

Bild links:
Aspergillus clavatus aus Reinkultur. Sieben Tage inkubiert bei 25 °C auf MEA-Agar. Die kreisrunde Kolonie zeigt einen äußeren weißen Myzelring (konzentrische Wachstumszone rings um die Kolonie). Im Zentrum werden die namensgebenden Kolben gebildet, an denen die Konidiosporen entstehen. Mit zunehmender Reife werden die Kolben länger und intensiver blau gefärbt. Die einzelnen Kolben stehen vergleichsweise lose nebeneinander und nicht dicht gedrängt

Bild rechts:
Aspergillus clavatus aus Reinkultur. Sieben Tage inkubiert bei 25 °C auf DG18-Agar. Nahaufnahme der charakteristischen Kolben. Einige im Zentrum des Bildes erkennbare Kolben sind seitlich gezeigt und verdeutlichen, bei 50xfacher Vergrößerung, die bestimmungsrelevante Form und Farbe. Jüngere Kolben können zuweilen noch rundlich sein (Randbereich der Kolonie). Entgegen der bisher vorgestellten Schimmelpilze sind die morphologischen Unterschiede zwischen den MEA- und DG18-Agar eher gering (Wachstumsgeschwindigkeit ist bspw. leicht unterschiedlich).

Gemäß der aktuellen TRBA 460 ist Aspergillus clavatus in der biologischen Risikogruppe 1 einzustufen. Dennoch kann eine erhöhte Exposition zu allergischen Reaktionen und schweren Entzündungen in der Lunge führen. Da diese häufig in der Malz-Verarbeitung auftraten ist die Erkrankung auch als Malzarbeiterlunge bekannt (exogene allergische Alveolitis). Neurologische Schäden wurden bei Tieren nach einer Infektion festgestellt (Atlas of clinical fungi 4th ed.).

Die gezeigten Bilder von Aspergillus clavatus zeigen, dass sich selbst bei sehr sorgsamer Präparation die Sporenketten vom Sporenträger ablösen und leicht in der Raumluft verteilen. Diese Sporenketten zerfallen ihrerseits zügig in Einzelsporen. Daher kann der Nachweis von Sporenketten in direktmikroskopischen Verfahren (bspw.: Partikelspuren und Klebefilmpräparaten), ein Hinweis auf eine Sporenquelle im Umfeld der Probenahmestelle sein.

Die Sporenträger der Gattung Aspergillus weisen in aller Regel runde Vesikel an der Spitze auf, deren Form optisch an Köpfe erinnert. Bei der Art Aspergillus clavatus ist dieses eigentlich runde Köpfchen zu einem langgezogenen Kolben verformt. Diese charakteristische Form dient nicht nur zur schnellen und sicheren morphologischen Identifikation, sondern ist gleichzeitig auch namensgebend für die Art (lat.: clavatus = keulenförmig, kolbig). Die Kolben entfalten erst mit zunehmender Reife ihre charakteristische Form. Morphologische und molekulare Daten zeigen an, dass es zwei Variationen innerhalb der Art gibt. Aspergillus clavatus var. clavatus und var. major. Die letztere Variation ist etwas größer (Mycobank.org; Stand 22.08.2022).

100-fache Vergrößerung unter dem Lichtmikroskop

100-fache Vergrößerung unter dem Lichtmikroskop

Lichtmikroskopische Aufnahme eines Kolbens von Aspergillus clavatus bei 100-facher Vergrößerung unter Öl. Die intensive blaue Färbung entsteht durch die Einwirkung des Farbstoffs Baumwollblau. Die Sporen werden auf uniseriaten Phialiden gebildet, welche sich rund um den Kolben herum erstrecken. Die Sporen stehen üblicherweise in langen Ketten auf den Phialiden, diese gehen durch die Präparation verloren. Um die Kolben möglichst unbeschadet zu mikroskopieren wurden diese mit Dumont-Pinzetten von der Kolonie abgezupft und einzeln mikroskopiert.

1294-facher Vergrößerung unter dem REM

1294-facher Vergrößerung unter dem REM

Sporenträger und einzelne Sporen von Aspergillus clavatus bei 1294-facher Vergrößerung unter dem Raster-Elektronen Mikroskop (REM) mit Gold unter Vakuum besputtert. Der Kolben weist ein seiner Basis (hin zum Myzel) auf einer kurzen Strecke kleine Warzen auf. Der Sporenträger an sich ist anschließend jedoch ohne Struktur und eher glatt. Die Erkennbaren Phialiden und Sporen sind leicht eingedellt. Hierbei handelt es sich um Artefakt der Vakuumpräparation und des besputterns. Sporen und Phialiden stehen dicht gereicht rings um den Kolben herum.

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